Blutzuckermessgeräte für
Diabetiker
Eichung und Messgenauigkeit.
Mein erstes Blutzuckermessgerät war der Medisense-Pen in Form
eines Filzschreibers. Seitdem wurden die Messgeräte immer
dicker, das Design glich mehr und mehr einem abgerundeten
Stück Seife und der Messstreifen musste zunehmend von Unten
eingeführt werden - äußerst
unzweckmäßig, wenn dabei dass Messgerät
vor einem auf dem Tisch liegt und der Blutstropfen am Finger
auch noch an der Unterkante appliziert werden muss.
Dann erschien das Accu-Chek Compakt-Plus, das bisher dickste
Gerät, aber in Form eines Knochens mit angeflanschter
Stechhilfe und automatischer Messstreifenausgabe. Dieses Gerät
kann ich in der rechten Hand haltend voll bedienen und den Blutstropfen
von einem Finger der linken Hand abnehmen. Dabei erweist es sich dann
auch als vorteilhaft, dass der Messstreifen unten am Gerät
rausschaut.
Im Laufe der Jahre habe ich dann die Messgenauigkeit meiner
Medisense-Messgeräte (zuletzt das Precision Xceed) mit den
Messgeräten anderer Hersteller verglichen. Dabei
musste ich stets die Eichung dieser Messgeräte
berücksichtigen: Die Medisense-Geräte sind
plasmageeicht und liefern daher denselben Messwert wie
Labortests (dort wird zur Erhöhung der Messgenauigkeit das
Eiweiß abgetrennt und der Zucker im verbleibenden Plasma
gemessen). Das Medisense berücksichtigt dies, indem der im
Vollblut gemessene Wert mit 1,12 multipliziert wird. Die
meisten Geräte anderer Hersteller sind jedoch vollblutgeeicht
und zeigen im Mittel deshalb ca. 12% weniger an als das Medisens.
Wenn man die zu vergleichende Messreihe statistisch auswerten will,
muss man also den Plasmafaktor berücksichtigen. Bei diesen
Vergleichen von Messreihen mit je ca. 20 Messwerten begnügte
ich mich damit, festzustellen, welche der Messreihen die kleinere
Varianz aufwies: Die Varianz ist die Summe der Schwankungen des
Blutzuckers und der Messungenauigkeit. Dabei schnitt das
Medisense-Gerät stets besser ab.
Anmerkung zum von mir in 2006 getestetem OneTouch ultra2: Obwohl die
Kundenhotline behauptet hat, dass diese Gerät
plasmageeicht sind, zeigte es im Mittel 11% weniger an als das Medisense.
Der Test mit dem Accu-Chek Compakt-Plus zeigt eine geringere
Varianz als das Medisense-Gerät. Angesicht der guten
Handhabbarkeit des Accu-Chek habe ich deshalb zur Erreichung einer
besseren Signifikanz die Varianzen getrennt
berechnet, dazu die Summe beider Messreihen gebildet und die Varianz
der Summenreihe zerlegt in vw, vx und va. Dabei ist vw die Varianz der
Blutzuckerschwankungen, vx die
Varianz des Precision Xceed und va die Varianz
des Accu-Chek. Die Varianz der Summenvariable wird zerlegt
in v3 = 2*vw + va + vx.
Es zeigte sich, dass das Accu-Chek
mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 14% genauer ist als
das Precision Xceed. Um allerdings ein statistisch
signifikantes Ergebnis zu erzielen ( Irrtumswahrscheinlichkeir <
5%) hätte es über 200 Messungen bedurft.
Für eine überschlägige Schätzung, welches
Gerät genauer misst, reichen 20 Messungen, jeweils mit dem
gleichen Blutstropfen: Das Gerät mit der geringeren Spannweite
(also der Differenz zwischen dem größten und dem kleisten
gemessenen Wert jedes Messgerätes) ist wahrscheinlich genauer.

Die mit dem Accu-Chek Compakt-Plus mitgelieferte
Gerätetasche ist unter aller Sau! Sie ist zu klein - und wenn man
das Messgerät reinquetscht, wird die Memoryfunktion mit der Taste
"M" eingeschaltet. Auch ein Insulinpen findet in dieser Tasche keinen
Platz.
Dafür aber ein dickes Lob für das "dicke" Messgerät
bezüglich Handhabbarkeit, Design und Messgenauigkeit! Auch die
Bedienungsanleitung verdient ein dickes Lob: Die beste, die ich bisher
für ein Blutzuckermessgerät gesehen habe.

Auf Grund der Vollbluteichung des Accu-Chek sind bei mir folgende Anpassungen der Theraphie notwendig:
1 BE hebt um 35mg/dl => 30mg/dl
1 IE senkt um 9mg/dl => 8mg/dl
Zielwert: 100mg/dl => 90mg/dl
Warnung: Das sind meine persönlichen Werte, sie haben Nichts mit dem Messgerät zu tun und sind keinesfalls auf andere Personen übertragbar!
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