Umverteilung von unten nach oben
Und der Reiche grinste
breit: Wärst Du nicht arm, wär ich nicht reich (Bertold
Brecht, etwas
abgewandelt)
Im Jahr 2004 überstieg das Einkommen aus Kapital und
Vermögen in der Summe erstmals das Einkommen aus Arbeit. Aber
bereits vorher hat die Umverteilung von unten nach oben erheblich an
Fahrt gewonnen: Während im unteren Fünftel der Haushalte die
Schulden von 1993 bis 2003 von rund 10.000 Euro auf 26.000 Euro
anstiegen, stieg das Nettovermögen des oberen Fünftels
der Haushalte um 26,1 % auf 484.000 Euro (Quelle: ZEW, Zentrum
für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH).
Während die Einkommen aus abhängiger Beschäftigung
von 1991 bis 2004 real nur um knapp 3% anstiegen, stiegen die
Einkünfte der Unternehmen sowie die Einkünfte aus Kapital und
Vermögen um mehr als 28%.
Eine weitere Beschleunigung der Umverteilung ist durch Hartz IV
eingetreten: Jeder 10. Haushalt ist heute (2006) überschuldet,
jedes 6. Kind lebt unterhalb der Armutsgrenze. Wenn man hingegen das Geldvermögen
des oberen Zehntels der Haushalte auf alle Bundebürger
gleichmäßig verteilen würde, hätte jeder -
vom Baby bis zum Greis/in - 70.000 Euro auf seinem Konto. Allein der
deutsche Staat hat bei diesen Reichen 1.500.000.000.000 Euro Schulden,
umgerechnet auf die Einwohner sind das ca. 19.000 Euro pro Kopf.
Aber die Einkommen aus Kapital und Vermögen sind letzlich
Einkommen aus Arbeit. Dabei wurde allerdings die Produktivität
unserer Arbeit durch das eingesetzte Kapital um ein Vielfaches
gesteigert. Leider liegt die Verteilung des Gewinns aus dieser
Produktivitätssteigerung seit etwa 20 Jahren im Argen: Er
fließt fast ausschließlich nur in die Taschen der
Kapitaleigner. Dass der Friseur seine Produktivität seit den
50iger Jahren nicht wie z.B. der Bandarbeiter in der Autoindustrie um
den Faktor 7 gesteigert hat, dürfte auch kein Problem sein: Wenn
seine Kunden auf Grund ihrer gestiegenen Produktivität
entsprechend am Gewinn beteiligt worden wären, hätten sie
auch mehr Geld für ihren Friseur.
Es ist schon erstaunlich, mit welchen hirnrissigen Ideen sogenannte
Wirtschaftsweise und auch Politiker die Richtung unserer Politik nach
dem Motto "Umverteilung von unten nach oben" bestimmen. Der erste Mann
in meiner "Bildergalerie" fällt jedoch nicht in diese Kategorie:
Er weiß, was er will. Als Gerhard Schröder Kanzler war, sah
man diesen Herren oft in dessen Nähe. Bei Angela Merkel ist dies
kaum noch nötig, sie umverteilt schon von ganz alleine:
Mehrwertsteuererhöhung, Unternehmenssteuerverminderung,
Lohnnebenkostenverminderung, ... . So spült z.B. die Absenkung der
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung jährlich 4 Milliarden
Euro in die Taschen der Unternehmen!
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Er ist ein verläßlicher Anzeiger
für die Art der Umverteilung: Dieser Mann sagt stets, wo's hingeht: - bei Umverteilung von unten nach oben: Zustimmung - bei Umverteilung von oben nach unten: Ablehnung. |
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Sein genialer Dreisatz zur Halbierung der Arbeitslosenzahlen lautete so: 8 Wochen Vermittlungszeit - 5,0 Millionen Arbeitslose (Hier wird übersehen, dass die Vermittlungszeit von |
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Wie der Kombilohn die Zahl der Arbeitslosen vermindert: Auch hier findet sich ein genialer Dreisatz: Im Nov. 2007 hat dieser Herr errechnet -vermutlich auch
mit Hilfe |
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Mit der FDP geht's noch doller:
Angesichts von 5 Millionen Arbeitslosen ist klar, dass Zugehöriger geheimer Dreisatz: 5 Mio. arbeiten 40 Stunden/Woche NICHT, also müssen |
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Hat sich dieser Herr am 19.09.2007 nun auch für diese Gallerie qualifiziert? Die Bürger sollen sich von ihrer Billig- mentalität verabschieden und für gute Lebensmittel einen fairen und angemessenen Preis bezahlen! Wo leben wir denn? Die Zeiten, in denen gute Qualität sicher am hohen Preis zu erkennen war, sind lange vorbei. Der Aufruf ist somit ein Alibi für alle Händler, die Lebens- mittelpreise zu erhöhen und damit die Umverteilung von unten nach oben weiter zu beschleunigen.. Warum hat dieser Herr denn Nichts gegen die "Raffen ist geil"- Mentalität von Kapitalgesellschaften , Versicherungen, Banken Hedge-Fonds u.s.w.und deren Spitzenmanagern gesagt? |
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Gott gab uns die 10
Gebote,
er aber gab uns dazu die Agenda 2010! Den sozialen Kahlschlag jedoch hatte er bereits im Jahr 1999 gepant - und zudem auch noch siehe hier ... und er ist davon überzeugt, dass Putin ein lupenreiner Demokrat ist.... |
Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeber-Chef
Dr. Peter Hartz, Personalvorstand der Volkswagen AG
Professor Hans Werner Sinn, Ifo-Chef
Dr. Hermann Otto Solms, MdB, FDP (Patei der Besserverdienenden)
Horst Köhler, Bundespräsident
Der mit den nicht gefärbten Haaren; den verlinkten Artikel
aus
"ZEIT-ONLINE" sollte jeder SPDler lesen/gelesen haben!
Dass solche Ansichten, durch die die Umverteilung von unten nach oben weiter beschleunigt wird, vertreten werden, ist m.E. nur so erklärbar, dass das Großkapital hier schmiert und/oder erpresst; zur Erpressung hier einige Beispiele aus jüngster Zeit (Sept. 2006):
* Mercedes will das eingezahlte Geld aus dem Überschuss der
Arbeitslosenversichering wieder haben, ansonsten wird Personal
entlassen.
* Die Telekom will lieber im Ausland investieren, falls sie ihr VDSL
auch Mitbewerbern öffnen soll.
* Die Elektrizitätsunternehmen wollen nichts mehr in ihre
Infrastruktur investieren, falls ihre Preiserhöhungen nicht
anerkannt werden.
* Krupp will die Transrapid-Technologie an China abgeben, wenn es nicht
zum Bau der Magnetschwebebahn in München kommt.
...und "motivieren" kann man Politiker für ihren Einsatz bei
der Umverteilung von unten nach oben auch damit, dass man ihnen (i.a.
erst nach ihrem Ausscheiden aus der Politik) Aufsichtsratposten,
Beraterverträge o.ä. gibt. Das gehört m.E. verboten, ich
denke da u.a. an jemanden, der die Umverteilung wie nie jemand zuvor
forciert und die Errungenschaften von 100 Jahren Sozialpolitik in nur 7
Jahren (nach meiner Einschätzung durch sein Streben nach
hochdotierten Managerposten) verzockt - und - als da etwas in Aussicht
war, sofort hingeschmissen hat. Dieses geht m.E. sehr weit über
das hinaus, was seinerzeit bei den sogenannten Parteispendenskandalen
anhängig war!
Im Gegensatz zu o.a. gibt es aber auch Personen, die eher für eine Umverteilung von oben nach unten stehen:
Peter Bofinger, z.B.: www.systemfehler.de/debatte/arbeit.htm
Michael Sommer, DGP (Beiträge über Google-Suche)
Heiner Geißler, Bundesminister a. D., www.heiner-geissler.de/
Karl Lauterbach, SPD,
www.karllauterbach.de/ 1)
Oskar Lafontaine, Bundesminister a. D.,
www.linksfraktion.de/mdb_lafontaine_reden.php,
- www.0815-info.de/archiv/2005/november/lafontaine.php
Paul Kirchhof, Bundesverfassungsrichter a. D.,
-
www.kirchhof.uni-hd.de/Schriftenverzeichnis/Schriften-Kirchhof-Uebersicht.htm
Lorenz Jarass, www.jarass.com/
Harald Wozniewski, z.B.
http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/feudalismus.htm
Dr. Norbert Blüm, Werkzeugmacher,
Bundesminister a. D.
Rentenexperte Prof. Gerd Bosbach
Rentenexperte Prof.
Diether
Döring
Ottmar
Schreiner, MdB, SPD
1)
Im Febr. 2009 gestrichen, nachdem dieser Herr in einer Talkshow
erklärte, dass für die häusliche Pflege von
Angehörigen nur der halbe
Satz gezahlt wird, um Missbrauch zu vermeiden.
u.v.a., oft werden solche Leute jedoch vom Großkapital (z.T.
mit Hilfe der Medien) abserviert, sobald sie zu viel Macht erlangen und
deshalb dem Großkapital gefährlich werden
könnten: Man beachte die a. D.'s !
--- und dann sind da noch jene, die sich in erster Linie für
eine Umverteilung der Arbeit einsetzen, dazu gehören der
Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, der Friedensforscher
Horst-Eberhard Richter, Prof. Dr. Peter Grottian u.v.a.. Dies
würde zumindest das Problem der Arbeitslosigkeit bei abhängig
Beschäftigten entspannen, denn
25 Mio. arbeiten 38,5 Stunden/Woche; es gibt also rund 1Mrd. Stunden
Arbeit pro Woche; 5 Mio. sind arbeitslos.
Wenn man die vorhanden Arbeit (1Mrd.Std./Woche) auf 30 Mio. aufteilt,
kommt man auf ca. 30 Stunden pro Woche.
Bei 30 Std./Woche müssten wir übrigens schon lange sein:
Da reicht
Volksschule Sauerland ;-) um zu sehen, dass
1958 - 48 Stunden/Woche (so hab' ich als Lehrling angefangen)
1968 - 42 Stunden/Woche (das war 10 Jahre später)
--- und nun weiter so mit der praktischen Dreisatz-Rechnung ---
1978 - 37 Stunden/Woche
1988 - 32 Stunden/Woche
1998 - 28 Stunden/Woche
2008 - 25 Stunden/Woche.
Da ist Michael Rogowski, der schon 2004 meinte: „Die
Arbeitskraft hat ihren Preis, wie ihn auch Schweine haben. Im
Schweinezyklus ist der Preis hoch, wenn es wenige Schweine gibt. Werden
viele Schweine angeboten, dann sinkt halt der Preis.“ Tja, und um
die Löhne zu senken, muss man nur die durch die Automatisierung
freiwerdenden Kräfte entlassen anstatt die
Wochenarbeitszeit für alle zu verkürzen..
Nachtrag Sept. 2007
Die Umverteilung von unten nach
oben beschleunigt sich beängstigend weiter!
Gemäß der
aktuellen
Statistik des Bundesarbeitsministeriums fiel der Lohnanteil am
Volkseinkommen in den letzten zehn Jahren um rund 4% während die
Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 42% gestiegen sind.
Ich bin sicher: Politik und Politiker leiten hieraus keinen
Handlungsbedarf ab - ein bisschen gehören sie ja schon zu den
Gewinnern dieser Umverteilung und vermutlich streben etliche nach
höher dotierten Manager- bzw. Beraterposten, um noch mehr von
dieser Umverteilung zu profitieren!
Nachtrag April
2008
Das zeigt, wie effektiv unsere Politiker (und die
Lobbyisten der Unternehmen und Verbände, die in den Ministerien
die Gesetze schreiben) arbeiten: Eine Senkung des Lohnanteil
am Volkseinkommen um 4% bedeutet eine Erhöhung der Unternehmens-
und Vermögenseinkommen um mehr als 40%! Damit beträgt
die Effektivität unsere Politiker bei der Umverteilung von
unten nach oben